Servus,
ich habe mir mal Gedanken um diesen Elektroauto-Hype gemacht. Nicht nur aus persönlichem sondern auch stark aus beruflichem Interesse. Dazu habe ich nun
wirklich viel gelesen und recherchiert. Hier mal ein paar Gedanken dazu.
Meine Erkenntnisse haben mich ehrlich gesagt ziemlich ernüchtert, fast ein wenig erschrocken. Der ökologische Anstrich des Elektroautos entspricht aus
meiner Sicht in keiner Weise der Realität. Dabei muß ich sagen, ich bin allem gegenüber aufgeschlossen. Ich hatte selbst zahlreiche Benziner, jetzt
hintereinander zwei Diesel und dazwischen habe ich mal bei zwei meiner BMWs den Versuch mit LPG Umrüstungen gemacht. Wenn ich ein Auto umweltfreundlicher
fahren könnte, würde ich es sofort und gerne machen, so lange es irgendwie noch praktikabel für mich ist (da hatte LPG seine Grenzen). Ich bin da völlig
neutral. Wenn ein Auto mit Luft oder Wasser fährt, ist es für mich der Winner.
Aber nun mal zu ein paar Daten der E-Mobility, die so dem ein oder anderen nicht klar sind:
AutoBild hat mal einen Tesla S über die "Normrunde" geschickt. Verbrauch 23,3kwh/100KM. Mit einem üblichen 85kwh Akku kommt der Tesla damit
theoretisch ca. 360KM weit. Theoretisch, weil zum Schutz der Batterie eine deutliche Restladung verbleiben muß. 300KM sind also realistisch. Ladezeit
danach an der Haushaltssteckdose ca. 37 Stunden; an einer Power-Ladestation (mit 32A) werden es je nach technischer Voraussetzung der Station zwischen 5
und 9 Stunden. Nachdem man also von München nach Stuttgart gefahren ist, muß man wohl dort übernachten um wieder zurück zu kommen.
Der Akku hat je nach Ladetechnik wohl 700 – 1000 Ladezyklen. Im günstigsten Fall (man fährt immer ziemlich leer und lädt erst dann wieder) hat man also
irgendwie 200-300 TKM vor sich. Wer ständig nachlädt, kommt weniger weit. Mit fortschreitender Zeitdauer lässt der Akku immer mehr nach und man schafft wohl die Strecke München – Stuttgart dann nicht mehr. Dann wird ein neuer 85kwh Akku für derzeit ca. 50.000 EUR fällig. Beim I3 sieht das übrigens noch heftiger aus. Wenn ich mir die Leutchen im Spritmonitor so ansehe, dann tanken die meisten so bei 80KM wieder nach. Vermutlich um nicht irgendwo liegen zu bleiben. Wenn so ein Akku nach 80 bis 100 TKM dann anfängt, mächtig nachzulassen, ist man echt gekniffen. Die Hersteller haben Ihre Garantie meist auf 100.000 KM begrenzt. Und irgendwie schafft man das wohl auch. Nur mit welcher Reichweite noch?
Die Entsorgung des alten Akkus ist dann allerdings problematisch und kostet hoffentlich (ist bis dato ungeklärt) nicht nochmal einen Haufen Geld für den Fahrzeughalter. Zur
Entsorgung der Alt-Akkus sagt ein Diplom-Physiker vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg: „Vor allem die in den Batterien verwendeten Metalle sind bei ihrer Gewinnung und Verarbeitung mit Treibhausgas- und Schadstoffemissionen verbunden.“…“ Deshalb und auch aus ökonomischen Gründen ist es wichtig, baldmöglichst effiziente Recyclingverfahren für ausgediente Batterien zu entwickeln und zu etablieren.“
Sprich – wir haben noch keinen Dunst, wie man sinnvoll mit dem ganzen Sondermüll umgeht. Wiederverwertung ist wohl in der Theorie möglich, praktisch
umsetzbar ist dies heutzutage leider noch nicht. So ähnlich ist man die Sache mit den radioaktiven Abfällen bei der Kernenergie damals ja auch angegangen.
Die Verwendung für Stromspeicher an Solar- oder Windkraftanlagen wird auch in der Theorie diskutiert. Aber praktische Fälle werden wohl recht schwierig werden.
Wie soll das gehen? Schleppt BMW den 400 Kiloklotz dann in irgendeinen Keller und klemmt das Ding dann an die Photovoltaikanlage? Oder bastelt man aus 10000 rottigen Akkus in einem alten Lagerhaus aufwändig einen Riesenstromspeicher und läßt ihn von den Offshore-Windanlagen auf der Ostsee aufpumpen? Das ist - glaube ich - alles Quatsch, Science-Fiction und dient der Gewissensberuhigung, weil man noch keine Recyclingkonzepte hat.
Aber wie ist das eigentlich jetzt mit der Umweltbilanz des E-Autos selbst? Der CO2-Verbrauch bei der Herstellung übersteigt wohl den CO2 Verbrauch eines
herkömmlichen Fahrzeuges um grob gerechnet etwa 125.000 Gramm CO2 je kwh Batteriekapazität. Multipliziert mit den 85kwh des Tesla S wären das knapp 11 to
CO2. Ein 520d wäre mit dem Zusatz-CO2 Ausstoß somit bereits über 70.000 KM weit gefahren. Zu dem Zeitpunkt winkt in einiger Entfernung aber auch schon wieder
ein neuer Akku, der ja dann wieder 11 to CO2 kostet.
Vielleicht wäre das auch ok, wenn zumindest der Betrieb des E-Autos weniger Schadstoffe und CO2 ausstoßen würde. Zu dem Aspekt muss man sagen – es kommt drauf an, woher der Strom kommt.
Regenerative Energie wäre toll. Allerdings sieht die Realität ganz anders aus. Jedes E-Auto, das zum vorhandenen Stromverbrauch in D dazukommt, erhöht unseren
Gesamtbedarf. Nur ein geringer Bodensatz unserer Energie (ca. 25%) kommt heute aus regenerativen Energiequellen.
Insofern ist es natürlich völliger Unsinn, unseren „Strom-Mix“ in Deutschland heranzuziehen. Vielmehr muss für all die neuen Verbraucher auch neue konventionelle Energie produziert werden. Und
das geschieht in aller Regel mit Kohlekraftwerken (bereits ca. 50% in D). Und erst recht, wenn die AKWs in ein paar Jahren abgeschaltet werden. Die Kohlekraftwerke
ballern gut 1000 g CO2 je kwh in die Luft und zusätzlich noch erhebliche Mengen krebserregender Feinstäube, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und auch jede Menge
Schwermetalle in die Atmosphäre. Zum Beispiel kommt Quecksilber gasförmig im Abgas vor, auch krebserzeugende Stoffe wie Blei, Cadmium und Nickel sind im Kohlekraft-Feinstaub
enthalten. Etwa 86% der Quecksilberemissionen weltweit stammen bereits aus Kohlekraftwerken. Radioaktiven Feinstaub gibt es übrigens auch jede Menge. Nach amerikanischen
Grenzwerten dürfte praktisch keines der deutschen Kohlekraftwerke mehr am Netz bleiben (vgl. Wikipedia).
Und genau diese Energiequelle soll nun unter dem Öko-Deckmantel unsere sauberen Euro-6 Diesel, die Gasfahrzeuge und die megasauberen Benziner neuester Generation ersetzen? Naja.
Zum CO2 Verbrauch im Betrieb: Um an der Steckdose die besagten 23,3kwh Strom für 100 Tesla KM zu zapfen, müssen wegen der Transformations- und Leitungsverluste ca. 25kwh im Kraftwerk
produziert werden. Ein Kohlekraftwerk hat dabei etwa 25000g CO2 in die Luft geblasen. Ein etwa gleich grosser 520d verbraucht auf der gleichen AutoBild Normrunde nur ca. 16000g CO2. Der starke 550d ca. 17000g CO2.
Das erschreckt einen schon ein wenig, finde ich. Rund 50% mehr CO2 Ausstoß wenn man vernünftig und realistisch rechnet.
Und all diese Hybridfahrzeuge sind wohl leider auch kein großer Wurf; Eine Autozeitung (ich meine, es war die AMS) hat den Prius Hybrid III, den VW Jetta Hybrid und den BMW 320i mal gegeneinander vergleichen. Die sind die gleiche Teststrecke hintereinander her gefahren und haben dann einfach nachgetankt. Der Verbrauch war fast exakt gleich. Nur, daß der Prius und der Jetta Fahrleistungen von Wanderdünen hatten, der 320i dagegen eine echte Rakete war.
Wer bis hierhin durchgehalten hat, der soll nun gefälligst auch was zu diesem Thema schreiben Ich kann abschliessend nur sagen, so lange wir Kohle oder Öl in Kraftwerken für die E-Mobilität verbrennen müssen, bleibe ich persönlich definitiv beim Otto- oder Dieselmotor und empfinde diese Subvention der Elektroautos völlig fehlgeleitete Pseudo-Öko-Politik.